1816 - 2023 207 Jahre Alt-Elft, Fere Champenoise I gegründet 1816 nach 1940 Садове (deutsch Sadove)
1816 - 2023 207 Jahre Alt-Elft, Fere Champenoise I gegründet 1816 nach 1940 Садове (deutsch Sadove)

Überschrift

Alt-Elft 1940: Aus der Zeit der Umsiedlung

Aus dem Mitteilungsblatt vom 15.07.1956 wiederentdeckt von Sigrid Standke

 

Dieser Bericht wurde im Mitteilungsblatt Oktober 2021 nochmalig veröffentlicht:

 

Dem Buche „Zwischen Hitler und Stalin“ von dem bekannten deutschen Diplomaten Peter Kleist, der sich übrigens im Sommer 1940 an den Verhandlungen in Moskau wegen der Umsiedlung der Bessarabiendeutschen beteiligt hat, entnehme ich folgende Zeilen, die vielleicht für einige Leser von Interesse sein dürften: „Den Treck des Dorfes Alt-Elft begleitete ich selbst zu Pferde ein Stück seines Weges. Noch in der Dunkelheit des Oktobermorgens sammelte sich der endlose Zug der Wagen und nahm langsam seinen Weg aus dem Tal zur Höhe der Steppe. Die Stimmung war traurig und bedrückt, vor allem, weil die gesamte Gefolgschaft der Bauern verschwunden war, ohne sich zu verabschieden. Um so größer war die Überraschung und Freude, als plötzlich nach einstündigem Marsch aus den dichten Maisfeldern die Hirten, Knechte und Mägde sich auf dem Wege sammelten, bunte Tücher ausbreiteten, um auf ihnen ihre Abschiedsgeschenke darzubieten. Sie wollten den Augen der sowjetischen Aufpasser entgehen und hatten sich diese Art des Abschieds ausgedacht. Mit tränenüberströmten Gesichtern traten sie dann beiseite und ließen den Treck weiter nach Westen, seinem Ziel, zuwandern. Als ich in das menschenleere Dorf zurückkam, in dem einige Katzen, Hunde und Hühner den beklemmenden Eindruck einer Totenstätte nicht verwischen konnte, sollte ich Zeuge einer wirklich großartigen Maßnahme sowjetischer Menschenführung werden. Drei russische Lkw kamen in brausendem Tempo in das Dorf gefahren und luden ihre Last aus. Es waren ungefähr 60 oder 80 Menschen aus der Sowjetukraine, die die neuen Herren des Dorfes werden sollten. Die drei Lkw begaben sich sofort wieder auf die Rückfahrt und verschwanden in einer Staubwolke. Ich hatte auf halber Höhe Halt gemacht und sah nun interessiert zu, was sich entwickelte. Die Neusiedler, deren größtes Gepäck in einem Leinenbündel über der Schulter bestand, blickten sich verwundert in ihrer neuen Umgebung um. Sie schritten langsam zu den niedrigen, schneeweiß getünchten Einfassungsmauern der Gehöfte, strichen vorsichtig mit ihren Händen darüber und setzten sich schließlich, einer neben dem anderen mit dem Rücken zur Mauer nieder, die Sonnenwärme genießend. Die Zeit ging. Schließlich kam ein Huhn, ein verlassenes volksdeutsches Huhn, aus einem Gehöft heraus auf die Straße. Sechzig Augenpaare schauten darauf, folgten der weißen Henne auf ihrem Wege über die grüne Rasenmitte der Straße, wanderten langsam mit, von rechts hinüber im Kreise bis nach links, wo das Huhn schließlich in irgendeinen Toreingang hinein wanderte. Gegen Abend kam ich noch einmal nach Alt-Elft. Es war kühl geworden, und die 60 Neubürger hatten nun Besitz ergriffen. Sie waren alle samt und sonders in ein einziges Gehöft gezogen, hatten sich dort in der Halle des Bauernhauses niedergelassen und verfeuerten auf dem riesigen Herd des anschließend gelegenen Küchenraumes die Möbel und die Dielen der Küche. Aber kurz nach der Dunkelheit, so erfuhren wir später, waren die drei Lkw wiedergekommen und hatten die Neusiedler wieder abgeholt zu irgendeinem anderen, neuen Bestimmungsort. Am nächsten Morgen wurde entdeckt, dass ein Teil des Dorfes niedergebrannt war. Herr Dopkin kam zornbebend zur deutschen Kommission, um Beschwerde zu führen über einen eklatanten Fall der Sabotage durch die abziehenden Deutschen. Wir hatten ständig Furcht vor solchen Sabotageakten der Umsiedler erlebt und mussten oft unseren ganzen Einfluss aufbringen, um die Eigentümer von einer Vernichtung der Gehöfte oder Fabriken zurückzuhalten. Diesmal war Herr Dopkin aber an die falsche Adresse gekommen und er musste sich mit einem roten Kopf und einer zornigen Verabschiedung zurückziehen.“ H.W.

 

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02.12.2021

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02.12.2021

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