1816 - 2023 207 Jahre Alt-Elft, Fere Champenoise I gegründet 1816 nach 1940 Садове (deutsch Sadove)
1816 - 2023 207 Jahre Alt-Elft, Fere Champenoise I gegründet 1816 nach 1940 Садове (deutsch Sadove)

 

 

Vorwort:

 

Vielen herzlichen Dank möchte ich an die liebe Frau Klara Bollinger richten, die mich sehr unterstützt hat, meinen Stammbaum zu berichtigen und zu vervollständigen. Durch die richtigen und beweisbaren Hinweise Ihrerseits, war es mir dann auch möglich den Durchbruch zu schaffen und den Anschluß um 4 weiterere Generationen zu vervollständigen.

 

In dem Jahr 1645 wurde mein ältester mir bekannter Vorfahr im Murgtal, Schwarzwald, geboren. Genauer gesagt in dem 1282 erstmalig erwähnten württembergischen Röt. Es ist mein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater Johannes Frey, genannt ,,Claßenhans‘‘ oder auch ,,Claußenhans‘‘. Dieser wiederum hatte einen Sohn Nicolay, ebenfalls in Röt geboren in dem Jahr 1682. Dieser ist nach seinem Vaters Genanntnamen auch ,,Clauß‘‘ und als Mischung beider Namen ,,Jung Nikolaus‘‘ genannt worden. Er heiratete 1705 in Klosterreichenbach die aus Igelsberg stammende Anna Maria Ziflen und war von Beruf Bauer und Richter. Eines der 10 gemeinsamen Kinder nannte er Nicolaus Frey, geboren ebenfalls in Röt im Jahre 1717. Dieser heiratete dann im Jahr 1741 in dem ca. 20 km von Röt entfernten Grömbach, die aus Eisenbach stammende Katharina Bauer. In Grömbach ist die Familie Nicolaus Frey auch ansässig geworden. Somit wurde Nicolaus Bürger von Grömbach und wurde wie sein Vater in Röt, von Beruf Bauer und Richter des Ortes. Seine Frau Katharina verstarb im Jahr 1743 an dem Tage der Geburt der gemeinsamen Tochter, die ebenfalls an dem Tage verstarb. Noch im gleichen Jahr heiratete er ebenfalls in Grömbach die aus Huzenbach stammende Anna Maria Sackmann. Mit Ihr hatte er 6 Kinder, darunter den im Jahr 1745 geborenen Bernhard (auch Bernhardt) Frey. Dieser heiratete im Jahr 1766 in Grömbach die aus dem Ort stammende Anna Maria Dürr, mit der er im Jahre 1781 nach Bösingen zog. 7 Kinder hatten die beiden, darunter den im Jahre 1769 noch in Grömbach geborenen Bernhardt Frey. Er heiratete am 10.10.1793 in Pfalzgrafenweiler die aus dem Ort stammende Christina Catharina Grundgeiger. Er war von Beruf Beck und Löwenwirt in Pfalzgrafenweiler und wanderte im Jahr 1803 nach Polen aus. Und zwar in den Preußischen Teil Polens in der Gegend von Lodz, zusammen mit seiner Frau und deren alle in Pfalzgrafenweiler geborenen Kindern. Und zwar die beiden Töchter Christina *1796 und Friderika *1801 und deren Sohn Johann Georg *1798.

 

Warum Bernhardt Frey mit seiner Familie auswanderte ist nicht bekannt. Eventuell weil sich im Geburtsjahr Johann Georg's ein verheerender Brand in Pfalzgrafenweiler ereignete. Am 24.April des Jahres 1798 sind in Kürze 93 Häuser in Flammen aufgegangen und 135 Familien obdachlos geworden. Siehe auch die Unterseite ,,1798 Brand in Pfalzgrafenweiler''. Vielleicht war dadurch Bernhardt’s Grund, Boden und Existenz betroffen und die wirtschaftliche Not hat Sie dazu veranlasst, diesen Schritt einige Jahre später zu tun.

 

Dies war möglich, da von 1801 – 03 vom Königreich Preußen in Württemberg Werbestellen eingerichtet wurden, um eine Vielzahl von Siedlern für das Gebiet um Lodz anzuwerben. Die Verlockungen waren groß und die staatliche Kolonisation wurde von Preußen mit erheblichem Aufwand betrieben. Allein die Einrichtung einer Siedlerstelle in Südpreußen kostete dem Staat 1000 Taler. Die Ansiedler und ihre Söhne wurden vom Militärdienst befreit, sie erhielten 3-6 Jahre Abgabenfreiheit (zum Teil auch mehr), je nach Bodenbeschaffenheit, Rodungsgelder von 600 polnischen Gulden für eine Magdeburger Hufe ( umgerechnet ca. 7,66 ha ), Reiseunterstützung von 15 Groschen pro Meile je Familienmitglied, außerdem Wirtschaftsgeräte, Vieh und z.T. sogar zinsfreie Darlehen. Darüber hinaus wurden Wohnhaus, Stall und Scheune auf Staatskosten erbaut.

 

Doch nach kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Napoleonischen Frankreich, mit der einher gehenden Niederlage Preußens, wurde die Region in das neugebildete Herzogtum Warschau eingegliedert, bei dem es sich um einen Satellitenstaat Frankreichs handelte. Es folgten weiter sehr unruhige Zeiten, zunächst 1809 der Fünfte Koalitionskrieg und dann der Russlandfeldzug Napoleons von 1812 zunächst mit Truppendurchzügen und Requirierungen, anschließend mit den zurückkehrenden aufgelösten Truppen und der nachfolgenden russischen Besatzung. Im Raum Łódź erschienen die ersten Kosaken im März 1813. All diese Ereignisse brachten die Menschen in der Region in große Not. Besonders davon betroffen waren die süddeutschen Einwanderer, denen die gewährten Vergünstigungen seit 1806 immer weiter gekürzt wurden und die, als ihre Freijahre abgelaufen waren, oft noch nicht die Gelegenheit gehabt hatten, ihre Wirtschaft in Gang zu bringen. Vielfach wurde um zusätzliche Freijahre gebeten. Als die Russen 1813 ins Land kamen, befanden sich viele deutsche Siedler in einer verzweifelten Situation, so dass die Werbekampagne des russischen Staates für eine Auswanderung nach Bessarabien auf fruchtbaren Boden fiel. Vor allen Dingen in den Jahren 1814 und 1815 zogen viele Familien davon, so dass manche Dörfer einen großen Teil ihrer Einwohner verloren. Die meisten Kolonisten verkauften ihre Siedlerstellen, viele zogen aber auch einfach davon, weil sie verschuldet waren oder niemand die Stellen annehmen wollte. So folgten viele gerne dem Ruf des russischen Zaren Alexander I. So auch die Familie Bernhardt Frey. Zumindest Teile davon, es verlieren sich in dieser Zeit die Spuren von den Eltern Bernhardt und Christina Catharina, auch von der ältesten Tochter Christina. Die Versprechungen waren groß : Landschenkung, Zinsloser Kredit, Steuerfreiheit auf 10 Jahre, Selbstverwaltung, Religionsfreiheit und Befreiung vom Militärdienst für sich und deren Nachkommen auf ewig. Nicht verloren haben sich die Spuren meines bessarabischen Auswandererurahns Johann Georg Frey. Bekannt ist von Ihm aus der polnischen Zeit, dass er am 29.03.1813 in Wilhelmswalde / polnisch Borowo, evangelisch konfirmiert wurde und in dieser Zeit in Gałkówek / deutsch Kalkhof wohnte. Ob die Familie über die ganze Zeit dort lebte, ist mir nicht bekannt. Aus württembergischen Auswanderungsunterlagen ist ebenfalls bekannt geworden, dass seine jüngere Schwester Friderika ebenfalls nach Bessarabien ausgewandert ist. Beide haben erst im Jahre 1830 ihre Auswanderung bei den zuständigen Behörden in Württemberg legitemiert, mit dem Hinweis das Sie nach Rußland ausgewandert sind.

 

Den Grund dieser späten Beurkundung kenne ich nicht, waren Johann Georg und Friderika ja bereits vor 27 Jahren als Kinder mit Ihren Eltern ausgewandert. Über die Eltern und der Schwester sind solche Einträge nicht bekannt, wobei ich hier also davon ausgehe, das Sie Bessarabien nicht erreicht haben. In Polen sind Sie wohl nicht geblieben, waren doch Johann Georg erst im 16. Lebensjahr, Friderika gar erst im 13. Lebensjahr. Oder ob die Eltern und die Schwester doch in Polen geblieben sind oder dort oder aber auf dem Treck nach Bessarabien verstorben sind, kann man nur vermuten.

 

Es soll wohl im Frühjahr 1814 gewesen sein als Sie die Reise nach dem fernen Bessarabien antraten. Mit ein- und zweispännigen Handwagen, Schubkarren, alle mit dem unentbehrlichsten Hausrat beladen, aber auch Fußgänger, nur mit dem Stab in der Hand, schlossen sich dem Treck an. Wahrscheinlich im Herbst kamen unsere später Alt - Elfter Vorfahren, zusammen mit den späteren Gründern des Dorfes Paris in Soroki, Nordbessarabien an. Dort wurden Sie in moldauischen Dörfern untergebracht, in denen Sie sich 2 Jahre lang von 1814 - 1816 aufhalten mussten. Auf der langen Reise hatten die Einwanderer keine Anführer wie die Gründer anderer späteren Mutterkolonien, sondern nur schriftliche Dokumente, auf deren vorzeigen Sie Reisegeld empfingen und Ihnen Unterkunft gewährt wurde. Während Ihres unfreiwilligen Aufenthaltes in Nordbessarabien fanden Sie bei den moldauischen Bauern und Gutsbesitzer als Tagelöhner Arbeit. Anstelle des geliebten Brotes, mußten Sie mit Mamaglia ( Maisbrei ) vorlieb nehmen, an welches man sich aber nur schwer gewöhnen konnte. Während dieser Zeit vollzogen aus Ihrer Mitte gewählte Lehrer Gottesdienste, Beerdigungen, Taufen und Trauungen.

 

Im Juni 1816 war es dann endlich soweit und man kam in der südbessarabischen Steppe an. Zugewiesen wurde Ihnen die Steppe Nr. 11. Doch was fanden die Einwanderer vor? Nur etwas Bauholz, das sich in schlechtem Zustand befand, da es lange Zeit im Freien gelegen hatte. Ihren Augen bot sich ein ödes und kahles Steppenland. Kein Baum, kein Strauch war auf dem Land zu sehen, das Ihnen zur Besiedlung angewiesen wurde. Hohes Gras, 1 bis 2 Meter hoher Fuchsschwanz ( eine Art Zierpflanze ), 2 m hoher Schierling, Tollkraut und allerhand Unkraut bedeckte, soweit das Auge sehen konnte, das zu besiedelnde Land. Dieses von Wölfen, Dachsen, Mardern, Füchsen, giftigen Schlangen und verschiedenen anderen Tieren bewohnte Land, sollte Ihre neue Heimat sein und werden.. Nichts schützte die Ansiedler vor den unangenehmen Wirkungen der Witterungsschlägen der ersten Zeit. Den einzigen, wenn auch nur dürftigen Schutz nach Ihrer Ankunft boten die Wagenzelte. Nach der Ankunft bauten sie sich fürs erste Laubhütten, im Herbst waren Sie gezwungen, angesichts des bevorstehenden Winters Erdhütten ( russ. Semljanki ) zu errichten. Einige verfertigten sich zur besseren Überwinterung Häuschen aus Lehm, wie Sie das während Ihres Aufenthaltes in Nordbessarabien bei den Moldowanern gesehen und gelernt haben. So starben im Herbst 1817 dann auch etwa 100 Personen an Fieber. Im Jahr 1818 starben laut Kirchenarchiv sogar mehrere Familien aus, auch ein Erdbeben erschütterte die Gegend um Alt-Elft. In diesen notdürftigen Unterkünften lebten Sie dann bis zum Jahr 1818. Nun schritten Sie zum Bau größerer Häuser, den sogenannten Kronshäuschen. Zum Bau dieser Häuser erhielten unsere Vorfahren finanzielle Unterstützung von 10 Rubel. Ferner erhielt jede Wirtschaft 1 Wagen, 1 Holzpflug, 1 Spaten, 1 Hacke, 1 Sichel, 1 Zange, 1 Hammer, 1 Dreschflegel und dergleichen, sowie lebendes Inventar von 1 Ochsen und einer Kuh. 126 Familien erhielten ein Landareal von insgesamt 7655 Deßjatinen ( umgerechnet 8363 ha ) angewiesen. Eine von diesen Familien war die meines Ur-Ur-Urgroßvaters Johann Georg Frey.

 

Hier beginnt nun auch der amtlich dokumentierte bessarabische Lebensweg von Johann Georg in Alt-Elft. Ein Württembergischer junger Auswanderer, geboren am 23.12.1798 in Pfalzgrafenweiler, ausgewandert als Kind in das spätere Herzogtum Warschau, gestorben im Jahre 1882 in Alt-Elft, Bessarabien. Johann Georg Frey, bereits als Witwer bezeichnet, heiratete am 19.09.1820 in Alt-Elft die um das Jahr 1800 in Polen geborene Anna Maria Weber. Sie hatten zusammen 5 Kinder. Alles in Alt-Elft geborene Mädchen. Die Erstgeborene war Wilhelmina *17.08.1822. Dann folgten Anna Katharina *20.06.1825, Karoline *04.04.1828, sie verstarb bereits am +27.10.1828 nach nur 6 Monaten. Anna Karoline am *17.12.1829 geboren und Augustine am *12.08.1832. Nach der Geburt von Augustine geschah ein großes Unglück. Im Kindsbett verstarb Anna Maria mit etwa 32 Jahren, eine Woche nach der Geburt von Augustine am +19.08.1832. Auch Augustine überlebte das Jahr nicht und verstarb mit unbekanntem Datum im Jahr +1832. Zwei Jahre später ein weiteres Schicksal. Die zweitgeborene Anna Katharina verstarb 9 jährig am +10.10.1834. Nun war der abermalige Witwer Johann Georg Frey allein mit seine beiden überlebenden Töchtern Wilhelmine und Anna Karoline,....unter Bearbeitung....

 

 

 

Aktuelles

02.12.2021

Neue Story:

Alt-Elft 1940: Aus der Zeit der Umsiedlung

Erlebniserzählung von Peter Kleist 

02.12.2021

Neue Links eingefügt

17.01.2016

Erlebniserzählung von

Albert Frey unter Alt-Elfter Familien eingefügt

12.09.2015

Fotos hochgeladen

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28.01.2015

Hof No.13

27.01.2013

Änderung

Alt-Elfter Familien

Johann Georg Frey

28.02.2012

Neue Rubrik:

,,Kirche und Friedhof''

20.01.2012

Neue Rubrik:

,,Alt-Elfter Familien''

16.01.2012

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